Französisch als erste Fremdsprache – une bonne option?

Seit mehr als 20 Jahren gibt es am Werner-von-Siemens Gymnasium die Option, Französisch als erste Fremdsprache zu lernen. Es ist nicht selbstverständlich, dieses doch eher exotische Angebot so lange durchgehend aufrecht erhalten zu können und man fragt sich, worin die Vorteile liegen, statt Englisch die eigentlich schwerere Sprache Französisch zu Beginn der gymnasialen Laufbahn zu wählen.

Das Erlernen der ersten Fremdsprache bildet ein grundlegendes Muster aus, wie man mit dieser Herausforderung umgeht. Französisch ist in den ersten Lernjahren im Vergleich zum Englischen komplexer bezüglich Grammatik, Schreibung und Aussprache, was einer strukturierten und genaueren Lernweise als bei Englisch bedarf. Ihr Kind etabliert sozusagen eine systematischere Arbeitsweise, die für das Erlernen weiterer Sprachen hilfreich ist.   

Ein wesentlicher Faktor ist die längere Zeit, die für die Vermittlung des Lernstoffs zur Verfügung steht. Egal welche Sprache man als erste oder zweite Fremdsprache wählt, am Ende der 9. Klasse sind lehrplangemäß alle Schülerinnen und Schüler auf dem gleichen Stand. Bei der ersten Fremdsprache hat man fünf Jahre dafür Zeit, bei der zweiten Fremdsprache entsprechend nur vier Jahre. Das zusätzliche Jahr bei der ersten Fremdsprache bedeutet vor allem mehr Zeit für die Einübung von grammatikalischen Strukturen oder Vokabular, gibt aber auch Raum für kreative Projekte, die oft ein hoher Motivationsfaktor sind. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Schülerinnen und Schüler, die Französisch als erste Fremdsprache gewählt haben, in höheren Jahrgangsstufen oft solidere und vertieftere Kenntnisse erreichen. 

Der Beginn mit Französisch stellt für den Erwerb des Englischen in der Regel nicht wirklich einen Nachteil dar, weil Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag durch Musik, Internet etc. so intensiv mit Englisch in Kontakt kommen, dass sie dadurch automatisch kompetenter sind als in Französisch, auf das man im Allgemeinen selten außerhalb des Unterrichts trifft.

Schließlich weiß man aus der Lernpsychologie, dass die Lernbereitschaft und Neugierde mit Beginn der Pubertät abnehmen. Somit bringen Kinder beim Erlernen der ersten Fremdsprache mehr Begeisterungsfähigkeit und Motivation mit als es ein Jahr später der Fall ist. 

Wir sind am Werner-von-Siemens Gymnasium überzeugt, dass die Wahl von Französisch als erste Fremdsprache einen sehr großen Gewinn darstellt. Ob sich Ihr Kind für diese Option eignet und diese Herausforderung erfolgreich meistern kann, hängt nach unserer Erfahrung davon ab, ob Ihr Kind beim Übertritt über folgende Aspekte verfügt:

  • Interesse an Sprache
  • Kommunikationsfreude, da es sich um eine gesprochene Sprache handelt
  • Gute Konzentrationsfähigkeit, die für die komplexeren grammatikalischen Strukturen notwendig ist
  • Genaues Arbeiten, das vor allem für die französische Orthographie wichtig ist
  • Neugierde und Offenheit gegenüber einer vielleicht unbekannten Kultur

Um Ihnen einen umfassenden Überblick zu bieten, möchte ich Sie auch noch darüber informieren, wie sich die Wahl von Französisch als erste Fremdsprache auf weitere Optionen am Werner-von-Siemens Gymnasium auswirkt. Wie Sie der Grafik entnehmen können, stehen Ihnen alle drei Wege, der naturwissenschaftlich-technologische, der wirtschaftswissenschaftliche und der sprachliche Zweig, offen. Die einzige Einschränkung besteht darin, dass man Latein ausschließt und verpflichtet ist, in der 6. Klasse Englisch als zweite Fremdsprache zu lernen. 

Kurz gesagt nimmt damit die Wahl vorweg, ob man sich für eine weitere moderne Fremdsprache oder eine klassische Bildungssprache entscheidet. 

Was spricht also dafür, gerade Französisch zu lernen?

Mit 370 Mio. Sprechern auf der Welt, davon 79 Mio. Muttersprachlern, gehört Französisch unumstritten zu den großen Weltsprachen. Es hat eine sehr hohe internationale Bedeutung als Verkehrssprache in der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Im Jahr 2020 war Frankreich der viertwichtigste Handelspartner für Deutschland. Aus diesen Gründen kann man sicher sagen, dass sich die Berufs- und Karrierechancen erhöhen, wenn man Französisch spricht.

Frankreich stellt ein Nachbarland dar, das nicht nur ein beliebtes Reiseziel und ein gewichtiger Handelspartner ist, sondern auch eine sehr einflussreiche Geschichte und Kultur zu bieten hat, die natürlich auch im Unterricht – vor allem in der Oberstufe – behandelt wird. Man denke nur an die Französische Revolution mit ihren Idealen „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ und die deutsch-französische Freundschaft, die das Fundament der Europäische Union bildete. 

Neben den spezifisch französischen Aspekten möchte ich abschließend auf das interkulturelle Lernen hinweisen, das in einer zunehmend globaleren Welt mehr and mehr an Bedeutung gewinnt. Der Französischunterricht vermittelt nicht nur sprachliche Kenntnisse, historische und geographische Fakten aus der frankophonen Welt. Schülerinnen und Schüler lernen auch zusätzlich, wie man sich in einer anderen Kultur verhält und sie haben die Chance auf Perspektivenwechsel, um zu verstehen, wie man in einer anderen Kultur denkt.

Unsere Fachschaft gibt sich auch große Mühe, motivierende Elemente über die reine Stoffvermittlung hinaus einzubauen, wie z.B. eine Theateraufführung am Tag der offenen Tür oder einen Malwettbewerb für die Unterstufe anlässlich des Deutsch-Französischen Tags. Wir arbeiten beständig daran, Austauschmöglichkeiten zu organisieren bzw. zu koordinieren, damit Französisch „echt“ erlebt werden kann. 

Ich hoffe, dass ich Ihnen einen umfassenden Überblick über die Option „Französisch als erste Fremdsprache“ vermitteln konnte.  Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Sie können mich jederzeit per Mail kontaktieren (Spreider.Hildegard(at)schulen.regensburg.de) und sind herzlich zur Online-Informationsveranstaltung eingeladen, die vor der Übertrittsveranstaltung stattfindet. 

Cordialement

Hildegard Spreider 
(Fachschaftsleiterin)

Bild: Malwettbewerb 2024, Maja Hauk

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